Bericht aus dem Gemeinderat: „Wald“ gleich 2-mal Thema

Veröffentlicht am 08.02.2022 in Gemeinderatsfraktion

Die letzte Sitzung des Gemeinderats war tatsächlich vom Thema „Wald“ in zweifacher Form geprägt. Zunächst berichteten Forstbezirksleiter Philipp Schweigler und unser Förster Bernd Niederer über den „Waldbewirtschaftungs- und Nutzungsplan für das Fortwirtschaftsjahr 2022“. Einen Top später ging es dann sogleich um die Einrichtung eines Waldkindergartens für unsere Gesamtgemeinde Mühlhausen.

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Bereits am Morgen der Gemeinderatssitzung begeisterte Förster Bernd Niederer die Kinder der Klasse 3 an der Grundschule Rettigheim, als dieser mit ihnen im nahegelegenen Wald in Richtung Tongrube ging, um einen weiteren Waldtag durchzuführen. Allein das Fällen eines Baumes beeindruckte die Mädchen und Jungen nachhaltig! Doch auch den Wald im Winter zu „lesen“ und zu verstehen war Thema dieses außerschulischen Lerngangs. Dieser Exkurs macht zugleich deutlich, welch wichtige Aufgaben unser Förster Bernd Niederer im Verbund mit Forstbezirksleiter Philipp Schweigler erfüllen: Neben der Sorge und Pflege unseres Waldes geht es auch um Bildungsarbeit für die Kleinsten.

Damit auch der Gemeinderat über die aktuelle Entwicklung informiert ist, treten beide im jährlichen Rhythmus in dem Gremium auf. Dabei bleiben sie nicht allein beim Pflichtteil stehen – der nüchternen Erläuterung der Zahlen des Betriebsplans für das anstehende Jahr – sondern erläutern mit großem Engagement und Sachkenntnis, wie es unserem Wald geht und zeigen detailliert auf, welche Einwirkungs- und Entwicklungsmöglichkeiten auch die Kommune hierauf hat.

Nicht nur seit dem Programm von 2019 ist der SPD-Fraktion klar, dass wir für einen effektiven Klimaschutz einen möglichst naturnahen Mischwald brauchen, der Stürmen und Schädlingen besser trotzen und das veränderte Klima besser vertragen kann. Wir schrieben bereits damals: „Keine politische Ebene unserer Gesellschaft kann zukünftig ausgenommen werden, wenn es darum geht, die Möglichkeiten zur Minderung der Erderwärmung zu nutzen. Ohne Sicherung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist politisches Handeln sinnlos.“

In welchem Zustand befindet sich unser Wald?

Zunächst führte Forstbezirksleiter Philipp Schweigler aus, dass es trotz des nasseren und kühleren Jahres 2021 immer noch große Schäden aus der Heißphase von 2018 – 2020 zu verzeichnen gibt. Ob in den Baumkronen oder an den Wurzeln, an beiden Stellen sind an vielen Bäumen starke Schäden festzustellen. Dies wirkt sich weiterhin in Form eines starken Buchensterbens aus. Diesem Baum ist es mit einer Durchschnittstemperatur von 11,1° C (2011 – 2021) einfach zu warm und zu trocken. Bernd Niederer betonte, dass jeder Quadratmeter Wald von größter Bedeutung sei. Jedoch konkurriere dieser gleich mit mehreren „Akteuren“: Neben möglichem neuen Bauland, hat auch die Landwirtschaft ein berechtigtes Interesse an diesen Flächen. Für die SPD ist klar, dass es unseren Wald zu schützen und als Ökosystem auszubauen gilt! Der ökologische Nutzen liegt auf der Hand und steckt im Boden: Z.B. speichert 1 qm Waldboden 200 l Wasser und ist damit bei Regenereignissen ein Speicher und kühlt die Umgebung. Ferner steigert er die Biodiversität und ist Heimat für Tiere und Pflanzen. Auch beim Wald stellen wir die ökologischen und sozialen Ziele über die rein wirtschaftlichen einer Holzproduktion! Nach der, von allen Fraktionen getragenen Gemeinderatsinitiative zu mehr Naturwald, gefragt und mit einem „Einschlagsmoratorium“ konfrontiert, erläuterte Forstbezirksleiter Philipp Schweigler, dass ihm der Aspekt "Holz als Baustoff" fehle. Schweigler hinterfragte ein "Moratorium" kritisch, da Holz als (umweltverträglicher) Baustoff dringend gebraucht werde und so auf der anderen Seite mit erhöhten Emissionen wieder importiert werden müsste. Eine Ausweitung neuer Waldflächen gestaltet sich auch aus anderen Gründen schwierig: Hierbei gibt es widerstreitende Interessen innerhalb des Landschaftschutzes. Die untere Naturschutzbehörde erkenne zwar die Bedeutung und Wirksamkeit des Waldes, schütze auf der anderen Seite jedoch auch die vorhanden Wiesenflächen, welche ebenfalls sinnvolle Funktionen erfüllten.

Hier muss auf mehreren Ebenen gehandelt werden, damit auch die Bemühungen unserer Förster Früchte tragen! Wie bereits hinlänglich bekannt, bildet der Wald um uns herum ein einheitliches Gebiet über Gemeindegrenzen hinweg. Um daher, die für den "Umbau" zu einem klimastabilen Mischwald notwendigen Investitionen schultern zu können, müssen die kommunalen und privaten Waldbesitzer unterstützt werden. Die Lösung dieses Dilemmas liegt in der Honorierung der Ökosystemleistungen des Waldes, dessen Zuwachs zukünftig als neue Einkommensquelle verfolgt werden sollte. Ein, auch von der SPD, im Bundestag eingebrachter Antrag, wurde am 22. April 2021 verabschidet. Hier wurde die Bundesregierung dazu aufgefordert, "die Ökosystemleistungen des Waldes auf wissenschaftlicher Grundlage darzustellen und darauf aufbauend umsetzbare Modelle zu entwickeln, um diese Leistungen in Wert zu setzen. Dabei soll auch die mit den Ökosystemleistungen des Waldes in Einklang stehende wirtschaftliche Nutzungen des Waldes und seiner Produkte berücksichtigt werden." (aus: Drucksache 19/28789) Die SPD-Fraktion wird bei der nächsten Erläuterung des Waldbewirtschaftungsplans nachfragen, ob es hierzu bereits erste konkrete Überlegungen und Ergebnisse gibt.

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