Großes Interesse bei der Informationsveranstaltung „Gemeinschaftsschule für Dielheim?“

Veröffentlicht am 02.04.2013 in Veranstaltungen

Auf großes Interesse stieß die Informationsveranstaltung „Gemeinschaftsschule für Dielheim?“ zu der die SPD-Gemeinderatsfraktion und der SPD-Ortsverein Dielheim am 21. März eingeladen hatten. Rund 80 Lehrer, Eltern und bildungspolitische Interessierte aus Dielheim und der Umgebung konnte SPD-Vorsitzender Klaus-Peter Steininger in der Kulturhalle begrüßen, unter ihnen den SPD-Bundestagskandidaten und Wieslocher Gemeinderat Dr. Lars Castellucci. Steininger versprach fundierte Informationen zur „Gemeinschaftsschule“ aus erster Hand.

Bereits seit einigen Monaten wird in Dielheim diskutiert, ob für die Leimbachtalschule der Antrag gestellt werden soll, die Werkrealschule in eine Gemeinschaftsschule umzuwandeln. Lehrerkollegium, Eltern, Gemeinderäte und Gemeindeverwaltung informierten sich bereits bei einigen Vor-Ort-Besuchen in existierenden Gemeinschaftschulen im Land über die Unterrichtsmethoden, sowie die organisatorischen Anforderungen der in Baden-Württemberg neuen Schulform. Bei einem Informationsgespräch zwischen dem Rektor der Leimbachtalschule, Patrick Merz, und der örtlichen SPD im letzten Jahr sei die Idee geboren worden, die Diskussion und anstehenden Entscheidungen in Dielheim mit einer entsprechenden Informationsveranstaltung zu untermauern. Die SPD hatte für ihre Veranstaltungen dazu drei kompetente Referenten eingeladen: Norbert Zeller, Leiter der Stabsstelle Gemeinschaftsschulen, und Inklusion im Kultusministerium Baden- Württemberg, Marion Zimmer von der Gemeinschaftsschule Oberhausen, sowie Patrick Merz von der Leimbachtalschule.

Norbert Zeller: "Breites Angebot an Bildungsabschlüssen"
Norbert Zeller erläuterte in seinem Vortrag die Grundsätze der Gemeinschaftsschule, die für ein „längeres gemeinsames Lernen“, für ein „voneinander und miteinander lernen“ steht, die „menschliche Unterschiede als Bereicherung“ versteht und „Menschen mit Behinderung dazu gehören lässt“ (Stichwort „Inklusion“). Drei mögliche Schulabschlüsse führte Zeller für die neue Schulform auf: Den Hauptschulabschluss (nach Klasse 9 oder 10), den Realschulabschluss (nach Klasse 10), sowie die Allgemeine Hochschulreife nach Klasse 13. In Dielheim, so ergänzte Rektor Patrick Merz, wäre lediglich bis Klasse 10 geplant. „Schülern mit gymnasialem Niveau würde nach dem Abschluss der Klasse 10 der Gemeinschaftsschule der Übergang zu Schulen offenstehen, die eine Sekundarstufe II anbieten, beispielsweise das Ottheinrich-Gymnasium oder die beruflichen Gymnasien in Wiesloch.“
Anhand von beispielhaften Kompetenzratern, Checklisten und Lernaufgaben veranschaulichte Zeller, wie auf die unterschiedlichen Schülerniveaus innerhalb einer Klasse, nun „Lerngruppe“ genannt, eingegangen wird. Die Lehrpläne überarbeite man derzeit generell, um den jetzigen Zustand mit unterschiedlichen Bildungsplänen und unterschiedlichen Standards zu überwinden. Künftig solle es, so Norbert Zeller, einen Bildungsplan für alle Schularten in Baden-Württemberg geben, der die Anforderungen für den Mittleren Schulabschluss beschreibt, unabhängig davon, ob die Standards dann in Werkrealschulen, Realschulen, Gemeinschaftsschulen, Gymnasien oder beruflichen Schulen erfüllt werden. Nach einer Erprobungsphase soll der neue Lehrplan mit dem Schuljahr 2015/16 inkrafttreten. Über den Lehrplan hinaus müsse aber jede Gemeinschaftsschule ihr ganz eigenes Profil schärfen und im Rahmen der örtlichen Möglichkeiten eigene Schwerpunkte setzen – beispielsweise auch in Kooperation mit Firmen oder Vereinen von vor Ort.

Marion Zimmer: "Auf die Individualität der Kinder kann optimal eingegangen werden"
Mit Marion Zimmer aus Oberhausen-Rheinhausen berichtete eine begeisterte Lehrerin aus der Praxis einer Gemeinschaftsschule. Sie zeigte sich überzeugt davon, dass die Pädagogik, die in der Gemeinschaftsschule zu Anwendung kommt, der Unterschiedlichkeit der Kinder viel besser Rechnung trage und beim gemeinsamen Lernen eine individuellere Förderung ermögliche. „Kinder sind so unterschiedlich – auch in ihrem schulischen Wissen. Seitdem wir in Oberhausen Gemeinschaftsschule sind, können wir darauf viel besser eingehen“, so Zimmer. Dabei betonte sie, dass eine sinnvolle Kombination der drei Unterrichtsformen bestehend aus „Individualisiertem Unterricht“, „Kooperativem Unterricht“, sowie „Gemeinsamen Unterricht“ den Schultagalltag prägen.
Der aktuelle Lernbedarf des Kindes werde viel differenzierter abgefragt und dokumentiert. Anhang von Beispielen illustrierte sie den Besuchern der Veranstaltung die Bewertungskriterien und zeigte das für Schüler, Eltern und auch Lehrer transparente Bewertungsverfahren auf. Die notwendigen Lernaufgaben halten die Schüler der Gemeinschaftsschule Oberhausen in einem „Lerntagebuch“ fest, in dem sie sich selbst kontrollieren, aber auch vom Lehrer geprüft werden. In den Kompetenznachweisen, die in verschiedenen Niveaustufen erbracht werden können, stellen die Schülerinnen und Schüler ihr erlerntes Wissen dann unter Beweis. Marion Zimmer nannte dies eine „veränderte Unterrichtskultur, die neue Akzente in der Leistungsdokumentation und –beurteilung erfordert“.
In ihrem Resümee konnte Frau Zimmer berichten, dass der Schulalltag an der Gemeinschaftsschule insgesamt gesehen mehr Zeit für die individuelle Förderung biete. Kleine Lerngruppen einerseits, aber auch selbstständiges Lernen werde gefördert. Das „längere gemeinsame Lernen“, wie man es eigentlich durch die Grundschule schon kenne führte sie ebenfalls als Pluspunkt an und war sich sicher, dass die Gemeinschaftsschule für ihre Schüler bessere Bildungschancen ermögliche.

Patrick Merz: "Dielheim als attraktiven Schulstandort erhalten"
Der Rektor der Dielheimer Leimbachtalschule, Patrick Merz, berichtete von den Eindrücken, die das Kollegium bei den bisherigen Besuchen in verschiedenen Gemeinschaftsschulen des Landes gemacht habe und die auch die Schilderungen von Marion Zimmer bestätigten. Mit dem guten Angebot an der Leimbachtalschule könne man zwar vergleichsweise hohe Anmeldezahlen für die künftige 5. Klasse der Werkrealschule vorweisen. Aber mit Blick auf die auch in Dielheim sinkende Kinderzahl und somit zu erwartende abnehmende Schülerzahlen müsse man handeln, um den Schulstandort Dielheim attraktiv zu halten. Das Angebot der Landesregierung, die noch recht neue Schulform "Gemeinschaftsschule" einzuführen, könnte ein möglicher Weg sein, um auch in Zukunft eine weiterführende Schule in Dielheim zu haben. Doch Norbert Zeller vom Ministerium warf in die Debatte ein, dass eine Gemeinschaftsschule grundsätzlich zwei- oder mehrzügig sein müsse, wobei der Klassenteiler bei 28 Kindern festgelegt sei.
Bürgermeister Hans-Dieter Weis, der aufmerksam die Debatte verfolgte, fragte in der Diskussionsrunde, was bei einer möglichen Einführung einer Gemeinschaftsschule auf den Schulträger, also die Gemeinde Dielheim, an Anforderungen zukomme. Mit der bereits bestehenden Mensa, so waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig, habe die Leimbachtalschule bereits einen wichtigen Baustein vorzuweisen. Was zusätzliche Fachräume, Lernateliers, Gruppenräume oder oftmals kleine „Lernnischen“ betreffe, so müsse noch konkret geprüft werden, ob das bestehende Raumangebot ausreiche, oder ob ein erweitertes Raumangebot geschaffen werden müsse. Dabei müsse zum Start der ersten 5. Gemeinschaftsschulklasse nicht alles komplett vorhanden sein. Marion Zimmer bestätigte, dass dies nach und nach wachsen könne und sie an ihrer Schule durch Eigenleistung und Kreativität viel überraschend viel erreicht hätten, ohne teure Umbaumaßnahmen vornehmen zu müssen.
Alexander Lucas vom Vorstand des SPD-Ortsvereins, der die Moderation des Abends übernommen hatte, lud im Anschluss an die Podiumsdiskussion und den Fragen der Besucher zu Gesprächen und Rückfragen im direkten Gespräch an den Bistrotischen ein. SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Wodopia und SPD-Ortsvereinsvorsitzender Klaus-Peter Steininger bedankten sich zum Abschluss des Informationsabends bei den Gastreferenten für ihre engagierten Beiträge und die fundierten Antworten, die die Meinungsfindung in Dielheim ein gutes Stück vorangebracht hätten.

Text: Alexander Lucas, Fotos: Enrico Rößler

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26.04.2024 10:39
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