Bisher wären nur wenige dieser Menschen zur Agentur gekommen. „Viele davon sind gut qualifiziert und stellen für den Arbeitsmarkt eine große Chance dar“, so Heckmann. Ihm stimmte der SPD-Landtagskandidat Daniel Born zu: „Es ist eine Chance und Herausforderung. Leider gibt es noch viele Langzeitarbeitslose, die nicht einfach in den 1. Arbeitsmarkt integriert werden können. Da ist es eine Herausforderung, Schwache nicht gegen noch Schwächere zu stellen. Darum müssen wir Qualifikationen gut abbilden und da wo qualifiziert werden muss, rasch qualifizieren.“
Davon, dass das Jobcenter und die Agentur für Arbeit in Schwetzingen hier gute Arbeit leisten, konnten sich alle überzeugen. In einem Projekt gilt es, die Netzwerkarbeit mit den Sozialarbeitern vom Rhein-Neckar-Kreis zu verbessern, um Wege zur Arbeitsagentur zu erleichtern. Das stellten Leonie Berensheim und ihr Kollege Andre Ekama, Vermittlungsfachkräfte im Bereich Asyl, vor. Die Mitarbeiter haben bereits ein Drittel der 29 Gemeinschaftsunterkünfte im Rhein-Neckar-Kreis besucht und erste Gespräche mit ca. 100 Personen geführt. „Etwa zehn Prozent sind Akademiker und nur 5 Prozent ohne jeglichen Abschluss. Für diese Menschen brauchen wir dringend ein besseres Anerkennungsverfahren von ausländischen Abschlüssen“, so Ekama. „Oftmals kommen aber auch junge Männer ohne Berufsausbildung, denen wir mit Fördermaßnahmen in Kooperation mit lokalen Firmen versuchen, einen Ausbildungsplatz zu vermitteln“, so Beresheim.
Als Problem sieht der Migrationsbeauftragte und Interkulturelle Botschafter des Jobcenters, Gökhan Celebi, dass die meisten Flüchtlinge Scheu vor Ämtern haben und deshalb nicht auf Anhieb konkrete Angaben über ihre Qualifikation machen: „Es ist sehr wichtig, dass wir das Vertrauen der Menschen gewinnen, denn sie haben Angst, dass sie von jedem Amt sofort zurück geschickt werden und sagen uns daher nicht alles.“ Gerhard Kempf, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters, wies die Ministerin auf die kulturellen und sprachlichen Barrieren hin. „Diese Menschen haben schreckliches erlebt und sind oft traumatisiert. Ein Misstrauen gegenüber Behörden ist verständlich, wenn sie aus einem Land kommen, in dem sie kein Vertrauen zu staatlichen Stellen haben konnten und jetzt hier nicht einmal die Sprache verstehen können.“ Er wünsche sich, dass auch eine psychologische Beratung von Traumatisierten angegangen wird und die Sprachkurse gezielter vorangetrieben werden. Katrin Altpeter versprach, dass sie sich dafür einsetze, bei den Sprach- und Integrationskursen, die für die Vermittlung zum Arbeitsmarkt ausgelegt sind, die Verfahren zu beschleunigen und erklärte, dass auch überlegt werde, die Vorrangprüfung befristet auszusetzen.
Zum Abschluss gab Klaus Kuhn, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Schwetzingen, einen positiven Ausblick. Man würde noch gezielter darauf achten, dass Auszubildende und Neueinstellungen auch verschiedene Sprachen sprechen, zum Beispiel rumänisch oder arabisch. „Das erleichtert unsere Arbeit sehr und stellt Vertrauen her. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das weiter ausbauen können.“